Nach einem relativ späten Start in Geraldton sind wir einigermassen überrascht vom hügligen Gelände bis Northampton. Wir haben uns für diesen Tag immerhin 123 km bis zum Murchison River vorgenommen. Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir dann das Riverside Sanctuary, eine ehemalige Sheep Station am Murchison River gelegen.
Der Folgetag beglückt uns am Abend wieder einmal mit einem Roadhouse. Wir übernachten beim Billabong Roadhouse. Hier wird uns bewusst was die Anzeigetafel bei Geraldton: „Limited Water Supplies between Geraldton and Canarvon“ bedeutet. Man versucht uns hier zum ersten mal wieder Trinkwasser zu verkaufen...seltsamerweise duscht man zwar mit Trinkwasser auf diesem Zeltplatz, aber für 10 Liter Wasser die wir durch den nächsten Tag brauchen, sollten wir extra bezahlen... .
Am Folgeabend , im Wooramel Roadhouse, wird es dann noch besser. Hier gibt's nach Aussage des Roadhouse Besitzers nur salziges Borewasser welches man nicht trinken kann. Er will uns also auch Trinkwasser aus seinem überteuerten Shop verkaufen...zusätzlich bekommen wir noch einen richtig tollen Tip für die Weiterreise. Ab Canarvon bis Karratha gibt es kein Trinkwasser mehr und wir sollen doch das Wasser für diese Strecke von Canarvon her mitnehmen. Ein super Tip...das heisst wir müssten ca. 120 Liter Wasser auf unsere Bikes laden. Die Leute hier im Wooramel Roadhouse sind nicht nur „Fahrrad unfreundlich“ sondern auch noch doof. Schlussendlich bekommen wir das Trinkwasser gratis von anderen Reisenden auf dem Campingplatz.
Eine weitere tolle Überraschung bietet uns dieser Tag. Die schon beinahe nicht mehr existent geglaubten, von allen verfluchten Fliegen sind plötzlich da. Und zwar in ungeheurer Anzahl. Immerhin stechen die Viecher nicht und verschwinden sobald es dunkel wird.
Als wir am nächsten Nachmittag in Canarvon in den Woolworth einmarschieren ziehen wir Schwärme von durch den Tag eingesammelten Fliegen hinter uns her in den Supermarkt.
In Canarvon legen wir einen Ruhetag ein bevor es weiter geht nach Coral Bay.
Die Strecke nach Coral Bay radeln wir in zwei Tagen mit einem Zwischenstop beim Minilya Rest Area. Seit Perth war der Rückenwind unser ständiger Begleiter. Leider wird sich das ab Coral Bay nun ändern.
Wir geniessen aber vorerst das Schnorcheln im Ningaloo Reef und lernen zu unserer Freude einen Radfahrer kennen der ebenfalls in Richtung Broome unterwegs ist. Damien, ein Franzose, erreicht Coral Bay am gleichen Tag wie wir. In den folgenden Tag radeln wir zusammen weiter, schlussendlich bis nach South Hedland. Das ganze zahlt sich auch „windtechnisch“ für alle aus. Ab hier wehen die Winde vorzugsweise aus Ost bis Nord-Ost, also aus der „falschen Richtung“.
Die Strecke nach Karratha ist nach den „Wasserproblemen“ der Vortage erstaunlich gut zu bewältigen. Wäre da nur nicht der Gegenwind. Beim Nanutarra Roadhouse freuen wir uns darüber dass man hier als Radfahrer sogar Trinkwasser angeboten bekommt. Der freundliche Herr im Restaurant füllt uns sogar die Flaschen auf.
Zu unserer Freude führt der Robe River viel Wasser. So können wir nach unserem bis jetzt härtesten Fahrradtag in Australien ein erfrischendes Bad nehmen. Mit komplett aufgebrauchten Essvorräten erreichen wir Karratha und stürmen den dortigen Supermarkt. Das Resultat: Ein Einkaufswagen voller Esswaren die wir in kurzer Zeit vertilgen.
In weiteren zwei Tagen erreichen wir South Hedland. Hier verabschieden wir uns von Damien und nützen die Gunst der Stunde. Der Ostwind hat für einen Tag „abgestellt“. Kurz nach dem Pardoo Roadhouse suchen wir uns einen flachen Platz um unser Zelt aufzustellen. An diesem Tag passiert das zum ersten mal, was bis jetzt nur in unseren Radfahrer Phantasien vorgekommen ist. Jemand hält vor uns an und bietet uns eine eiskalte Cola an. Das gleiche Schweizer Paar mit Kind treffen wir am nächsten Abend wieder auf dem Eighty Mile Beach Caravan Park. Und ob Ihr's glaubt oder nicht: Wir bekommen einen Sack Lindor Kugeln und ein weiteres kühles Getränk angeboten.
Durch den Wind bedingt bleiben wir einen weiteren Tag an der Eigthy Mile Beach.
Bei immer noch starkem Gegenwind fahren wir eine kürzere Strecke. Beim Sandfire Roadhouse, nach 55 km, haben wir unser Tagesziel erreicht. Das Roadhouse ist eine richtige Oase in der Monotonie des umliegenden Buschlandes. Es gibt hier grosse Bäume, blühende Büsche und Dutzende von Pfauen und Gänsen.
Voll bepackt mit Wasser starten wir in den letzten Abschnitt der Westküste. Bei etwas moderaterem Gegenwind fahren wir mit einem Bushcamp auf halber Strecke in zwei Tagen bis zum Roebuck Roadhouse. Den Abend verbringen wir hier mit zwei weiteren Radfahrern die wir wahrscheinlich auf der Gibb River Road wieder treffen werden. Die letzten 36 km nach Broome bewältigen wir mit Rückenwind in kurzer Zeit.
Wir geniessen die Tage in Broome auf einem schön gelegenen Campingplatz direkt am Meer. Und wenn alles klappt werden wir morgen sogar das defekte Tretlager an Philippe's Fahrrad auswechseln können und in Richtung Derby weiterfahren.