Von Broome nach Katherine

    Und natürlich klappt hier gar nichts einfach so. Als wir am Morgen zum zweiten Mal im Bikeshop aufkreuzen ist weder die Ersatzteillieferung eingetroffen noch kann uns jemand sagen wann das Zeug je eintreffen wird...wenn überhaupt. Wir demontieren das Tretlager, reinigen es so gut wir können und buttern soviel Fett rein wie nur möglich. Dann kaufen wir in diesem tollen Bikeshop noch einen Reservereifen.

    Leider bekommen wir keine Schwalbe Reifen und müssen uns mit einem Continental Tour begnügen. Ob man's glaubt oder nicht...wir bezahlen 75$ für die Schwarte....aber eben...in der Not isst der Teufel bekanntlich Fliegen. Unsere Begeisterung für den hochgelobten Bikeshop in Broome hält sich in bescheidenen Grenzen....

    Los geht's in Richtung Derby. Immer schön der geteerten Strasse entlang bei sozusagen null Wind. Wieder einmal haben wir 30 Liter Wasser geladen und können somit locker im Busch übernachten. Am nächsten Tag treffen wir unterwegs zum ersten Mal ein anderes Schweizer Paar. Die beiden sind sozusagen auf der Zielgerade. Ihre Reise geht lediglich noch bis nach Broome. Nach zwei Stunden Gedankenaustausch verkürzen wir unser angestrebtes Tagesziel und übernachten auf dem Campingplatz des Willare Bridge Roadhouse. Der folgende Tag bis nach Derby ist dann entsprechend locker. Wir richten uns auf dem dortigen Caravanplatz ein um uns für die Gibb River Road „ready“ zu machen.

    Noch bevor wir unser Zelt aufgestellt haben spricht uns ein weiterer Radfahrer an. David, ein Engländer, seit 3 Jahren unterwegs, und soeben Finisher der Gibb hat für uns einige gute Tipps und aktuelle Strassenzustandsberichte. Er war an jenem Tag als die Strasse durchgehend geöffnet wurde gestartet und hat lediglich 7 Tage für die Strecke von Kununurra nach Derby gebraucht...also ca. 100 km pro Tag.

    Wir kaufen für 10-12 Tage Futter ein. Ganz so schnell wie David wollen wir die Sache dann doch nicht angehen.

    Etwas ausserhalb von Derby beginnt sie dann, die Gibb. Die ersten 125 Kilometer verlaufen noch grösstenteils auf befestigten Strassen. Durch eine von Boab Bäumen geprägte Landschaft, an einigen Buschfeuern vorbei und leider noch einmal mit viel Wasser beladen fahren wir bis zur Abzweigung zur Windjana Gorge. Das mit dem Wasser war dann schon einmal eine Fehlinformation gewesen. Durch den Tag haben wir zwar wirklich keine Flüsse überquert, aber am Abend übernachten an einem Fluss mit besten Trinkwasser. Sogar ein erfrischendes Bad können wir kurz vor dem Sonnenuntergang geniessen...Krokodiele von der bösen Sorte wird es ja hier wohl keine haben... .

    Der zweite Tag soll uns zu einem Billabong namens „Dog Chain Creek“ bringen. Durch eine wunderbare, von Hügeln geprägte und Trinkwasser führenden Bächen durchzogene Landschaft radeln wir dahin. Es ist ein gutes Gefühl wieder einmal ohne Wasser zu laden unterwegs zu sein. Wir fahren lediglich mit dem Wasser in den Trinkflaschen und können direkt am Strassenrand „up toppen“. Etwas ungläubig begrüssen uns unsere Camp Nachbarn vom Vorabend als wir ankommen. Sie waren bereits fleissig am Fischen und teilen Ihren Fang mit uns zum Apero vor dem Essen.

    Der nächste Tag nimmt sich den Vortag zum Vorbild. Eine Überraschung der besonderen Art versüsst uns den dritten Tag auf der Gibb. Als wir beim Imintji Store vorfahren ruft die Ladenbesitzerin bereits aus dem Fenster: „I have a present for you guys...“. Etwas später kommt sie uns mit einer Flasche „Rocket Fuel“, also einer Flasche eiskaltem Coca Cola entgegen, gespendet von unseren Campnachbarn der beiden Vorabende. Im Schatten der Bäume vor dem Shop lassen wir die Cola unsere Kehlen runterrinnen.

    Gegen Abend folgen wir einem Bach einige Meter in den Busch und campieren an einem kühlen Teich unter Pandanus Bäumen.

    Heute passieren wir beim Mount Barnett Roadhouse die letzte Gelegenheit Geld gegen Ware umzusetzen bis wir dann nach Kununurra kommen...also die letzte Coke für 5 Tage. Als wir weiterfahren treffen wir noch einmal unsere Coke Spender. Sie kommen gerade von der Manning Gorge zurück. Nach einem längeren Tratsch über dies und das rüstet er uns noch mit Fishing Equipment aus.

    Beim Turn Off zur Barnett River Gorge verlassen wir die „Hauptstrasse“ und quälen uns 3 Kilometer durch Schlammlöcher und Sand zu einem wunderschönen Fluss. Nur ein paar wenige 4WD'lers haben sich hierhin verirrt.

    Hier testen wir auch unsere Fishing-Künste. Aber leider scheinen wir nicht den Richtigen „Bait“ zu haben. Die Fische scheinen nicht besonders scharf auf unsere trockenen Datteln und Aprikosen zu sein. So packen wir unser Zeugs an diesem Tag etwas verspätet zusammen und machen lediglich noch 30 Kilometer auf schlechter Strasse. Den Spuren nach zu deuten sind hier sogar die Grader ab und zu ausgeglitten und abgesoffen.

    Hann River und Russ Creek sind unsere beiden nächsten Camps. Einmal, wir machen gerade Mittagspause bei einem River Crossing, sitzen sozusagen mitten im Wasser auf einem Baumstamm, fragt uns doch tatsächlich eine Frau aus einem 4WD: „Do you need water?“. Wir müssen uns das Lachen verkneifen und winken dankend ab...

    Beim Durack River Crosing wird es dann wieder einmal etwas tiefer. Das Wasser reicht hier über die Radnabenhöhe. Wir tragen die Fahrräder und das Gepäck wieder einmal über den Fluss. Das Camp am Durack liegt auf einer Anhöhe über dem Fluss. Von hier lassen sich die scheuen Freshwater-Kroks gut beobachten.

    Unser letztes Camp auf der Gibb liegt beim Pentecost River, dem einzigen Fluss entlang der Gibb River Road mit Saltwater-Kroks. Die Querung über den Fluss ist nicht besonders tief, aber dafür etwa 100 Meter breit. Al wir am Flussufer ankommen stehen auch schon die ersten Schaulustigen bereit um zu sehen wie wir von den Kroks gefressen werden könnten. „There are Crocs in...“ lautet der gute Hinweis...die Leute campieren hier aber ca. 10 Meter neben dem Fluss. Uns scheint das ganze nicht so Risiko behaftet. David, den Engländer haben sie ja auch nicht gefressen als er sein Bike durch den Fluss geschoben hat. Wir tragen das eine Bike und einen Satz Taschen durch den gut Knie tiefen Fluss und waten wieder zurück. Die Zuschauer auf der anderen Seite haben sich unserer erbarmt und ein Truck auf der anderen Seite angehalten. Dieser bringt uns und den Rest unserer Ausrüstung auf die andere Seite des Flusses. Er meint dann noch dass die Veranstalter der Gibb River Bike Challenge die Teilnehmer auch nicht zu Fuss den Fluss queren lässt. Cheers mate!

    Auf sicherer Distanz zum Pentecost stellen wir unser Zelt auf sandigem Grund auf. Während der Wet-Season muss der Fluss bis hier hoch gekommen sein...wir befinden uns um die 10 Meter über dem derzeitigen Wasserniveau...unglaublich.

    Wir glauben uns bereits so gut wie in Kununurra zu sein als der letzte Tag auf der Gibb anbricht. Der Zustand der Strasse ist hier extrem Schlecht. Wellblech bis an die äussersten Rände auf der rechten und „richtigen“ Seite der Strasse. Ab hier müssen wir uns auch wieder an die linke Seite halten da die Autofahrer mit rasantem Tempo an uns vorbei-dusten....hust... . Mit Husten war es dann noch nicht vorbei als wir wieder auf der geteerten Strasse zurück sind. Sozusagen der gesamte Busch zwischen Gibb River Road Turn Off und Kununurra steht in Flammen...Die Rauchverbote an vielen Orten muten in Anbetracht dieser Qualmerei als schlechte Witze an.

    Vor Sonnenuntergang sind wir wieder zurück bei Coles, Caravanparks und Co.

    Nach zwei Servicetagen und leider keinem Internetzugang, unser Provider scheint es noch nicht bis hier hin geschafft zu haben, fahren wir weiter. Nach einigen Kilometern verlassen wir Westaustralien und befahren den letzten, noch nicht besuchten State, Northern Territory. Gleich hinter der Grenze machen wir Mittagspause bei einem Picnic Area. Die State Border ist auch wieder einmal Fruchtfliegen-Grenze. Hier dürfen keine Früchte, frisches Gemüse und Honig nach Westaustralien gebracht werden. Für uns Radfahrer, wir gehen in die Gegenrichtung, wieder einmal eine Gelegenheit mit frischem Futter eingedeckt zu werden. Anstelle das Zeugs wegzuschmeissen oder an der Grenze abzugeben, bekommen wir die Dinge häufig angeboten.

    So bekommen wir auch gleich beim ersten Picnic Halt einen Sack voller Tomaten, Salat Kartoffeln und Zwiebeln. Am Abend geht es dann gleich weiter, so dass wir am Morgen mit prall gefüllten Taschen weiter radeln. Weiteres Gemüse, ein Topf Honig und ein ganzer Sack Orangen haben sich zu unserem Proviant dazugetan.

    Wie uns David in Derby bereits prognostiziert hat, ist die Strecke von Kununurra nach Katherine landschaftlich sehr abwechslungsreich. Überall gibt es felsige Gebirgszüge und Flüsse. Nach einem weiteren Overnight Stop in Timber Creek bauen wir dann kurz vor dem Victoria River Roadhouse einen Crash. Die Landschaft ist hier nach Wochen von langweiligen Abschnitten entlang der Westküste zu interessant und Ursula touchiert beim Herumschauen eine der Drahtseilleitplanken.

    Diesmal hinterlässt der Sturz etwas tiefere Spuren in ihrem Knie. Glücklicherweise haben wir unseren Vorrat an Verbandsmateriel nach dem letzten Gebrauch wieder aufgefüllt. Mit Steristrip zum Zweiten wird am Strassenrand die Wunde verpflegt und danach zum glücklicherweise nahe gelegenen Roadhouse weitergeradelt. Beim Verband-Wechsel auf dem Campingplatz entscheiden wir uns die Verletzung selber zu verarzten und nur bei allfälliger Verschlechterung, sprich Entzündung, mit einem Auto nach Katherine zu fahren.

    Die Verletzung an Ursulas Knie scheint die Leute zu Mitleid zu bewegen. So wurden wir heute Morgen von unseren Zeltplatznachbarn zum Frühstück eingeladen. Verbandsmaterial und diverse Esswaren werden uns angeboten.

    Nach drei Übernachtungen beim Victoria River Roadhouse und stetiger Verbesserung des Knies fahren wir dann weiter. Nach zwei Tagen, mir einer weiteren Übernachtung auf einem Rest Area, erreichen wir Katherine. Wir steigen im sozusagen legendären Coco's Backpackers ab. Hier soll schon der Radfahrer und Betreiber der Website CrazyGuyOnABike.com abgestiegen sein. Immerhin bekommen hier Radfahrer beim Campieren im Backyard einen Rabatt von 7 $ pro Person! Und: Das Knie hält.

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