Nach vier schönen Tagen in Bray Park bei Anya und Trevor ist es dann soweit. Unsere Fahrräder sind wieder in die Kartonschachteln die wir bereits auf der Hinreise benutzt haben verpackt. Freundlicherweise chauffieren uns Anya und Trevor zum Flughafen von Brisbane.
Nach einigem Ärger beim Check-In unseres Gepäcks werden wir dann schlussendlich doch noch ins Flugzeug gelassen. Vermutlich wird man hier am Flughafen bald Wagen einführen mit denen man bis aufs Milligramm genau messen kann.
Abgesehen davon, dass man uns auf dem Rückflug beinahe mit einem teuflisch scharfen Chilli Gericht und einer Vegi Mite Miniportion vergiften will kommen wir einigermassen „erholt“ in Wien an. Der Flughafen ist klein und übersichtlich. Nachdem man das Gepäck vom Förderband geklaubt (nicht geklaut) hat und ein paar Schritte gegangen ist steht man auch schon draussen auf der Strasse.
Nach dem Zusammenbau der Fahrräder stehen wir etwas nervös auf dem Trottoir...also wieder einmal auf der richtigen Seite Fahren und hoffen dass die Bundesstrasse in Richtung Wiener City nicht vom Typ australischer „Killer“-Highway ist. Dem ist dann glücklicherweise nicht so. Nach einem Einkauf in einem überraschend preiswerten Supermarkt finden wir uns nach kurzer Zeit auf Radwegen unterwegs. Bis nach Wien und dem dortigen Campingplatz fahren wir auf autofreien Radwegen der Donau entlang. Nach einem Ruhetag mit Stadtbesichtigung sind wir dann bereit für die Weiterfahrt nach Süden. Unser nächstes grösseres Etappenziel in Europa sind unsere Fahrradfreunde in Lienz im Osttirol. Durchs wunderschöne, grüne und hüglige Österreich fahren wir über Graz nach Marburg in Slowenien. Von Maribor folgen wir dem Drau-Radweg nach Westen. Der slowenische Teil des Radweges hat etwas improvisierten Charakter. Schlechte Beschilderung, extrem hüglig und eigentlich überhaupt nicht der Drau entlang. Ab Lavamünd, dem österreichischen Grenzort, wird der Radweg perfekt. Alles tipptopp ausgeschildert, meistens abseits von befahrenen Strassen radeln wir genüsslich und bei immer noch wunderbarem spät sommerlichem Wetter der Drau entlang. Nach Spittal biegen wir recht ab und folgen dem Gross Glockner Radweg um dann über den Iselsberg nach Lienz zu gelangen.
Wir freuen uns Roland und Traudel in alter Frische wieder zu treffen. Wir verbringen beinahe eine Woche mit Ihnen. Aus dem sicheren trockenen und warmen Haus geht sogar der zweitägige Wintereinbruch „spurlos“ an uns vorbei. Wir geniessen die schönen Tage und sind nun wieder voller Energie für die bevorstehen Dolomiten Etappen. Traudel begleitet uns dann noch bis kurz vor Cortina. Wir verabschieden uns von Ihr und erklimmen den Passo Tre Croci. Wir erfreuen uns am Anblick der Drei Zinnen. In rasanter Abfahrt gehts dann hinunter nach Cortina d'Ampezzo.
Der nächste Tag beschert uns drei Aufstige: Nach dem Passo Falzarego und dem Passo Pordoi erklimmen wir noch das Sella Joch. Nach 2000 Höhenmeter Abfahrt finden wir uns in Bozen wieder. Schnell erkennen wir, dass wir hier nicht im „normalen“ Italien sind. Im Südtirol ist man eigentlich immer noch in Österreich. So erreichen wir Bozen auf einem, trotz Brenner Autobahn, perfekten Radweg. Im gleichen Stil geht es dann auch weiter über Meran ins Vinschgau. In Prat nehmen wir dann den kurvigen Ausstieg aus dem Südtirol. 48 „tornantes“ weisen uns den Weg aufs Stilfser Joch. Etwas Glück haben wir an diesem Tag gehabt, denn der Pass wurde genau heute, nach dem vergangenen Schneefall, wieder geöffnet. Kurz unter dem Pass kommt uns ein Israeli entgegen, der uns zu einem Kaffee einlädt. Er ist einer der wenigen Radreisenden die wir bis jetzt in Europa getroffen haben. Von Bormio gehts über den Passo Foscagno nach Livigno und dann am Folgetag über die Forcola die Livigno und den Berninapass ins Engadin. In St. Moritz schwelgen wir im Luxus der Jugendherberge. Den langersehnten Einkauf im Migros müssen wir mangels deren im Engadin leider vertagen. Die Abfahrt vom Maloja Pass und die anschliessende Fahrt entlang des Comer Sees kennen wir bereits. An der „Fahrrad Situation“ entlang des Comers Sees hat sich leider immer noch nichts verbessert. Bei einem Überholmanöver eines Lieferwagens in einem Tunnel verliert dieser und vermutlich auch das entgegenkommende Fahrzeug den Aussenspiegel...na immerhin haben sie uns nicht gleich an die Tunnelwand gedrückt. Nach einer weiteren Nacht in der Schweiz, auf dem überteuerten Piccolo Paradiso Campingplatz, flüchten wir übers Centovalli wieder nach Italien. Am Orta See vorbei biegen wir bei Biella ins Aosta Tal ein. Da wir uns mittlerweile im richtigen Italien befinden fahren wir nicht auf einem Radweg, sondern auf der Hauptastrasse dem Monte Bianco entgegen. Erst am Passo Picolo San Bernardo (ist gar nicht so picolo..!) nimmt der Verkehr und somit der Lärm und der Stress deutlich ab. In Bourg Saint Maurice ergänzen wir unseren Proviant in einem Supermarkt und verdrücken gleich eine ganze Schachtel (10 Stück) Pain au Chocolat. Ideale Energiequelle für den kräfteraubenden Aufstieg nach Val d'Isere. Naja zugegeben, auf den ersten Kilometern nach der Fresserei war noch nicht ganz sicher ob die Verdauung nicht in den „Reverse Mode“ wechseln würde. Bis am Abend erreichen wir aber dann die „seelenlose“ Winterski Stadt und steigen in einem netten B&B ab.