Von Val d'Isere in die Schweiz

    Gut gestärkt durch ein umfangreiches Frühstück verlassen wir Val d'Isere an diesem Morgen bei frostigen Temperaturen. Die Fahrt geht weiter über den Col de l'Iseran. Mit 2770 Metern ist er der höchste Strassenpass in den Alpen. Der Aufstieg ist dann aber deutlich weniger anstrengend als der Anstieg nach Val d'Isere vom Vortag. Bei gleichmässiger Steigung kommen wir gut voran, immer begleitet von unzähligen Sessel-und Skiliften auf beiden Seiten der Strasse. Dick eingepackt in sämtliche Faserpelze und Goretex Jacke geht's dann vom Pass hinunter ins Tal. An Lanslebourg vorbei rollen wir an diesem Tag bis nach Saint Michel de Maurienne. Für uns der Ausgangspunkt um am folgenden Tag die legendären Tour de France Pässe Col du Télégraph und Col du Galibier in Angriff zu nehmen.

    Bei nach wie vor schönstem Herbstwetter erklimmen wir zuerst den Col du Télégraph und nach einer kurzen Abfahrt nach Valloire den Col du Galibier. Neben uns sind auch noch einige „Gümeler“ unterwegs. Auf dem Pass ist man gerade dabei alles für den Winter bereit zu machen. Leitplanken werden abmontiert und Absperrungen beiseite geräumt. Die Abfahrt nach Briancon ist von erster Güte. In rasanter Fahrt geht's den Berg hinunter. Nachdem wir eingekauft haben versuchen wir den Tip einer Frau bezüglich Campingplatz bei Briancon umzusetzen. Nach einer Stunde herumfahren und bei einbrechender Dunkelheit geben wir auf und quartieren uns beim nächstbesten Hotel im Städtchen ein. So langsam aber sicher scheinen die Zeltplätze an vielen Orten geschlossen zu sein. In Savines le Lac ist dann zu unserer Freude der Campingplatz wieder offen.Es tummeln sich dann auch gleich einige Freilufttouristen darauf. Der nächste Tag führt uns um den Lac de Serre Poncon über La Motte du Caire nach Sisteron. Auch hier können wir wiederum unser Zelt aufstellen. Das aufziehende schlechte Wetter weiter im Norden wirkt sich bis hierhin aus. Neben einigen Regentropfen in der Nacht setzt der Mistral ein und rüttelt zünftig an unserem Zelt.

    Die Hauptstrasse von Sisteron weiter in den Süden ist nicht so ganz nach unserem Geschmack und so radeln wir kurz nach Sisteron auf einer wenig befahrenen Strasse in Richtung Südwesten. Vorbei an den Ockerbrüchen in Rustrel endet der Fahrtag in Apt. Auf dem dortigen Campingplatz verbringen wir gleich zwei Tage. Nach einigem hin- und herdiskutieren ob wir nun durch die Gorge de la Nesque oder über den Luberon und durch die Zedernwälder fahren sollen, entscheiden wir uns dann für zweites. Auf dem Luberon werden wir dann von dem nach wie vor anhaltenden Mistral beinahe vom Winde verweht. Eine Steile Abfahrt führt uns hinunter nach Cavaillon. In einem weiten Bogen umfahren wir Avignon und erreichen am Abend die Bekannte Weinregion um Châteauneuf du Pape. Freundlicherweise dürfen wir dort auf dem bereits geschlossenen Campingplatz übernachten. Wir fahren weiter nördlich der Rhone entlang, und biegen links in die Gorges de l'Ardèche ein. Die etwas anstrengende Berg- und Talfahrt durch und entlang der Schluchten belohnt mit atemberaubenden Tiefblicken und Aussichten. Nach einem langen und anstrengenden Fahrtag finden wir kurz vor Vallon Pont d'Arc unter den zahlreichen Zeltplätzen doch noch einen offenen.

    Nach einer rekordverdächtig späten Abfahrt macht uns der bevorstehende Aufstieg auf's Massiv Central einen Strich durch die Rechnung. Nach Auskunft der Touristinfo in Aubenas sind in den höher gelegen Gebieten die meisten Campingplätze bereits geschlossen. Als wir dann so ratlos vor der Touristinfo herum sitzen spricht uns ein Mann an und lädt uns nach kurzem Gespräch ein in seinem Garten zu campieren. Wir nehmen dankend an obwohl wir an diesem Tag erst 40 km geradelt sind.

    Am nächsten Morgen nehmen wir den Aufstieg auf das Massiv Central in Angriff. Nach einem massiven Anstieg bis nach Mézilhac folgt eine eben solche Abfahrt bis Le Cheylard. Unser Ziel für den Abend ist Saint Agrève. Nicht nur das Gebirge ist hier „Massiv“ sondern auch unser Glaube an einen weiteren flachen Streckenverlauf. Bis Saint Agrève sammeln wir noch einmal etwa so viele Höhenmeter wie wir bereits in den Beinen haben. Die erfolglose Suche nach einem Zeltplatz endet schlussendlich bei einer freundlichen Einladung und einem weiteren Gartencamping.

    Mittlerweile hat sich unsere Freude an den Bergen etwas gelegt. Mit dem kühler gewordenen Wetter suchen wir tiefer gelegene, flachere Gefilde. So steuern wir auf direktem Weg die Loire an. Nach einem etwas weniger hügligen Tag erreichen wir Saint Just Saint Rambert. Ab jetzt scheint es wirklich flach zu werden. Die folgenden Tage entlang der Loire und entlang des Canal du Centre bis nach Chalon sur Saône bescheren uns nur sehr wenige Höhenmeter. In Dole erreichen wir dann den Canal Rhône au Rhin. Zu unserer Freude erstreckt sich entlang dem Kanal bis zum Rhein und von dort bis nach Basel eine Radroute die grösstenteils abseits des motorisierten Verkehrs verläuft. Der Rhône au Rhin Kanal folgt von Dole bis Montbéliard dem Doubs, und so tut es auch die Radroute. In Joncherey, nahe der Grenze zur Schweiz gelegen, werden wir zu einem wetterbedingten Ruhetag „eingeladen“. Eine vorbeiziehende Kaltfront bringt Regen und Kälte mit sich. Bei deutlich kühleren Temperaturen fahren wir weiter über Mulhouse und Basel bis nach Lörrach. Hier verbringen wir in der Jugendherberge von Stetten unsere letzte Nacht auf dieser Reise. Bei schönem Wetter überqueren wir in Waldshut den Rhein und befahren somit definitiv wieder Schweizer Boden.

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